Damit Isabel wieder lächeln kann
22.12.2020
Isabel ist eine junge Frau von gerade einmal 18 Jahren aus Süddeutschland. Im nächsten Jahr macht sie ihr Abitur, und im Anschluss daran möchte sie Wirtschaftspsychologie studieren. Sie hat ein fröhliches Gemüt und liebt es, zu lachen, obwohl sie es aufgrund einer genetisch bedingten angeborenen Nervenerkrankung nicht immer leicht im Leben hatte.
Vor zwei Jahren erkrankte sie zusätzlich sehr schwer an einer aufsteigenden Lähmung der Skelettmuskulatur, der Atemmuskulatur sowie der mimischen Muskulatur. Wochenlang musste sie intensivmedizinisch behandelt werden und lag zeitweise sogar im Koma. Damals war ungewiss, ob sie diese schwere Erkrankung überhaupt überstehen würde. Doch Sie kämpfte sich zurück ins Leben, immer umsorgt und unterstützt von ihrer Familie und ihren behandelnden Ärzten. Die Lähmungen gingen allmählich zurück, bis auf die des Gesichts. Auch intensive logopädische Übungsbehandlungen halfen nicht: Das Gesicht blieb stumm, Isabels Mimik fast starr. Die junge Frau hatte ihr Lächeln verloren.
Was dann folgte, war eine Odyssee durch ganz Deutschland mit zahlreichen Konsultationen bei Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen, die die junge Frau schließlich zu Dr. med. Ralph Magritz, Chefarzt der Abt. für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Klilnik Hennigsdorf, führte. Ralph Magritz hat sich bereits vor vielen Jahren auf die rekonstruktive Chirurgie des gelähmten Gesichts spezialisiert.
„Eine Gesichtsoperation mit dieser Komplexität hatte ich aber bisher noch nie vorgenommen und auch niemand anderes in Deutschland, doch ich erkannte darin eine reale Chance, um Isabels Mimik und insbesondere ihr Lächeln wiederherzustellen“, so der Experte.
Unter seiner Leitung nahm ein Ärzteteam der Klinik Hennigsdorf den spektakulären Eingriff vor etwas mehr als fünf Monaten an der rechten Gesichtshälfte der Patientin vor. Seit etwa einem Monat kann Isabel hier wieder lächeln. „Die linke Gesichtshälfte haben wir vor vierzehn Tagen operiert. Wir sind sehr zuversichtlich, dass auch diese Operation den erhofften Erfolg bringen wird“, so Ralph Magritz.
Im Vorfeld der Operationen wurden verschiedene Untersuchungen vorgenommen, um festzustellen, inwieweit Isabels mimische Muskulatur prinzipiell noch funktionsfähig war. Dabei zeigte sich, dass sie noch arbeitete, wenn man sie mit elektrischen Impulsen von außen stimulierte. Die Gesichtsnerven selbst hatten aber nicht mehr genügend intakte Nervenkabel, um die Muskeln ausreichend kräftig mit Impulsen zu versorgen und eine funktionelle Mimik zu erzeugen.
„In solchen Fällen kann die anatomische Nähe anderer, prinzipiell entbehrlicher motorischer Nerven, zum Beispiel des Zungennervs, eines Kaumuskelnervs und eines Nervs, der die gerade Halsmuskultur versorgt, genutzt werden, um dem eigentlichen Gesichtsnerv mehr Nervenmasse und damit den Gesichtsmuskeln mehr Kraft zu geben“, so der Mediziner.
Bei der jungen Frau waren alle Gesichtsbereiche – das obere, mittlere und untere Gesicht – betroffen. Deshalb mussten Ralph Magritz und sein Team drei voneinander unäbhangig agierende Nerven verwenden, um sie unter dem Operationsmikroskop mit Nerventransplantaten und mithilfe von Fäden, die noch dünner sind als Haare, mit den verschiedenen Gesichtsnervästen zu verbinden, um Isabel zu ermöglichen, wieder zu lächeln und unabhängig davon auch zu zwinkern.
Dr. med. Ralph Magritz, Chefarzt der Abt. für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Klinik Hennigsdorf, mit seiner Patientin Isabel (Foto: Oberhavel Kliniken GmbH).