HIPEC: Neue Behandlungsmethode in der Klinik Oranienburg
08.02.2022
Jährlich erkranken in Deutschland 60 000 Männer und Frauen an einem bösartigen Tumor des Dick- und Enddarms, der zweithäufigsten Krebserkrankung in Deutschland. Eine Heilung ist im Allgemeinen nur durch eine Operation möglich, die in Oranienburg größtenteils minimalinvasiv erfolgt. Zur Verbesserung der Heilungschancen bei Streuherden ist oft eine weitere Behandlung mittels Chemotherapie notwendig. Die konventionelle Chemotherapie ist mitunter langwierig und sehr belastend für den Patienten. Doch das muss nicht immer so sein. Die Oranienburger Abteilung für Chirurgie der Oberhavel Kliniken, Kompetenzpartner im Darmzentrum Oberhavel, hat ihr therapeutisches Spektrum im letzten Jahr erweitert und ein neues Behandlungsverfahren für die Therapie von Bauchfellkrebs und damit zusammenhängender Tumore im Bauchraum etabliert: die Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie, kurz: HIPEC. Bei dieser Methode wird die Chemotherapie nach der Entfernung des Tumors noch während der Operation direkt in den Bauchraum eingebracht. Sie kann so direkt auf das betroffene Gewebe einwirken und verbliebene Tumorzellen abtöten. Durch eine Erwärmung der Chemotherapie-Lösung auf 42°C wird die Wirkung noch gesteigert.
Oberarzt Dr. med. Sören Kneif und Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Hünerbein (v. l.) während einer HIPEC-Behandlung in der chirurgischen Abteilung der Klinik Oranienburg.
„Der Vorteil von HIPEC gegenüber der klassischen Chemotherapie ist, dass diese sicher und in hoher Konzentration direkt an den Wirkungsort gelangt“, erläutert Prof. Dr. med. Michael Hünerbein, Chefarzt der Abteilung für Chirurgie der Klinik Oranienburg und Senior-Darmoperateur im Darmzentrum Oberhavel. „Die Medikamente werden nicht wie üblich über den Blutkreislauf im Körper verteilt, wo sie auch gesunde Körperzellen angreifen können, sondern wirken gezielt auf die Tumorzellen. Klassische Nebenwirkungen wie Haarausfall und Immunschwäche können wir so vermeiden.“
Das spezielle Behandlungsverfahren eigne sich besonders für die Therapie von Darmkrebs, Eierstockkrebs und Magenkarzinom, aber auch bei verschiedenen anderen Tumoren. „Wir können durch HIPEC bei ausgewählten Patienten im Rahmen eines individuellen Behandlungsplans die Chance auf Heilung deutlich verbessern“, weiß Prof. Hünerbein, der innerhalb der letzten zehn Jahre diese Therapie mehr als 300 Mal durchgeführt hat und als Spezialist für die Chirurgie des Bauchfelles zertifiziert ist. „Die HIPEC kann zusätzlich zu den konventionellen Behandlungen wie Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt werden und erweitert das therapeutische Spektrum des Darmzentrums Oberhavel“, so der Chefarzt.
Für die Beratung betroffener Patienten findet in der Klinik Oranienburg am Donnerstag in der Zeit von 8 bis 16 Uhr (oder nach Vereinbarung) eine Spezialsprechstunde statt. Die Terminvergabe erfolgt über die Telefonnummer: 03301 66-3084.