Herzensanliegen: Die würdige Pflege von Sterbenden
21.03.2024
Zeitweilig regnete es, das tat der Vorfreude aber keinen Abbruch: Am 25. März 2014 feierte das erste stationäre Hospiz im Landkreis Oberhavel, getragen von den Oberhavel Kliniken, Richtfest. Viele Jahre hatte es gedauert, bis alle Hürden für die Errichtung überwunden waren. Im Herbst 2014 konnte das Haus dann die frisch eingesetzten Türen weit öffnen. Erklärtes Ziel: die Verbesserung der Palliativversorgung in der Region. Im Hospiz Lebensklänge gehen unheilbar Kranke schmerzfrei und professionell umsorgt das letzte Stück ihres Lebenswegs.
„Zehn Jahre – das ist geradezu eine Ära in der Hospizarbeit. Am Anfang konnte mit dem Begriff Hospiz noch nicht jeder etwas anfangen“, erinnert sich die Leitende Pflegekraft Bernadette Collatz. Das änderte sich: „Das Sterben ist ins Bewusstsein der Menschen gerückt, das Tabu, sich mit der eigenen Endlichkeit zu befassen, im Laufe der Jahre aufgebrochen.“ Die Bedürfnisse am Lebensende würden mehr in den Blick genommen.
Auf einem Grundstück an der Germendorfer Allee 18 war der Flachbau mit Einzelzimmern entstanden – jeweils mit eigener Terrasse vor den bodentiefen Fenstern. Für 15 schwerstkranke Personen bietet das Haus heute Platz. Die Planer konzipierten außerdem Zimmer für Angehörige, Gemeinschafts- und Therapieräume, einen Raum der Stille, ein Entspannungsbad. „Keine Vorhänge an den Fenstern, aber eine Menge Idealismus und Aufbruchstimmung“ – so hat Gesundheits- und Altenpflegerin Marion Gürtler die ersten Tage des neu formierten Teams in Erinnerung. „Die Gäste waren dankbar, dass eine Möglichkeit geschaffen worden war, um ihre letzte Lebensphase ganz geborgen zu verbringen.“
Und es ist keineswegs ein Ort der Schwermut und Düsternis, sondern einer, an dem die Tage, Wochen, Monate bis zum endgültigen Abschied angefüllt sind mit Leben, Lachen und Verwöhnprogramm. Dafür sorgt das warmherzige Team rund um die Uhr. „Die Gäste können lange schlafen, den Tag frei gestalten, eine Wellness-Einheit im Badezimmer absolvieren oder sich sogar mal ihr Lieblingsessen wünschen“, berichtet Nicole Hagemann, die im Haus die „Lebensfreuden“
gestaltet, Veranstaltungen mit Musik, Gesang oder Duftreisen, etwa mit frischem Herbstlaub. Sogar ein Oktoberfest mit Weißwurst und Brezeln wurde schon gefeiert. Und regelmäßig bekommt das Hospiz Besuch: von Kitakindern, Bands – oder auch Bewohnern des Tierparks Germendorf.
Und wenn es mal traurig wird? Dann gibt es Rituale. Die Kerze im Foyer wird entzündet; der an die Wand gepinnte Papierbaum mit grünen Blättchen bekommt einen weiteren Namen in goldener Schrift, der am Jahresende verlesen wird – und das Team steht auch den Angehörigen in den schwersten Stunden liebevoll bei. „Wenn eine unserer Verabschiedungen mich besonders bewegt hat, nehmen meine Kollegen mich in den Arm“, erzählt Pflegeassistentin Elke Linke, die Gäste oft auf der letzten Reise begleitet. Ab und an gehe sie auch hinaus und stehe einfach unter der wogenden Weide hinterm Gebäude – „die spendet Mitarbeitern und Gästen immer wieder großartig Trost“.
Gesundheits- und Krankenpflegehelferin Dominique Manthey kam ein Jahr nach der Eröffnung ins Team. „Ich hätte nie gedacht, dass Hospizarbeit was für mich ist“, erzählt sie. „Aber doch! Die Dankbarkeit und das Mitgefühl tragen jeden Tag dazu bei, dass ich meine Arbeit nach über neun Jahren immer noch so gern ausübe.“ Würdevolle Pflege brauche es jeden Tag. Und die sei an der Germendorfer Allee 18 jeder und jedem ein Herzensanliegen.
Eingerüstet: die Baustelle des Hospizes im Mai 2014. Foto: Oberhavel Kliniken
Sonnige Terrassen und viel Grün: das Hospiz heute. Foto: Oberhavel Kliniken
Im Hospiz wird auch viel gelacht und gelebt - ein Moment aus dem Alltag. Foto: Oberhavel Kliniken